Seminare 2025
Seminare finden an einem Donnerstagnachmittag in einem Seminarraum der Universität Bern statt. Die Platzzahl ist auf ca. 20 Personen beschränkt. Bei Bedarf wird das gleiche Seminar am Nachmittag doppelt durchgeführt, damit wir mehr Plätze anbieten können.
Ein Seminar dauert 90 Minuten. Die Teilnehmenden erhalten in der Regel vorgängig eine Unterlage per Mail, damit sie sich bei Interesse in das Thema einlesen können. Am Seminar wird der Dozent/ die Dozentin oft einen kleinen Vortrag halten, und in der Regel gibt es dann die Möglichkeit einer ausführlichen Diskussion.
Die Teilnahme ist nur möglich für Mitglieder der Seniorenuniversität Bern und der UNAB, die Teilnahme ist kostenfrei. Bei jedem Seminar steht hier unten auf der Liste, ab wann eine Anmeldung möglich ist, und es steht auch, falls ein Seminar ausgebucht ist. Bitte melden Sie sich nur an, wenn Sie definitiv teilnehmen möchten. Anmeldungen sind nur möglich über diese Website mit dem Online Formular (HIER ist ein Link für die Anleitung), Anmeldungen per Mail sind leider nicht möglich.
27.2.2025 - Elektro-enzephalografie - (Anmeldungen möglich ab 6.1.2025 ca. 12 Uhr)
Donnerstag, 27. Februar 2025, Nachmittag (S6)
1924-2024: Hundert Jahre Elektroenzephalografie (EEG)
PD Dr. Matthias Ertl, Institut für Psychologie, Universität Bern
Im Jahr 1924 gelang Hans Berger nach eigenen Angaben die erste Ableitung von Hirnströmen beim Menschen. Diese bahnbrechende Entdeckung markierte den Beginn der Elektroenzephalografie (EEG) als wissenschaftliche Methode zur Messung und Analyse elektrischer Aktivitäten des Gehirns. Seitdem hat sich das EEG zu einem unverzichtbaren Werkzeug in der neurologischen Forschung und klinischen Diagnostik entwickelt.
Im Seminar werden wir punktuell die 1929 erschienene Arbeit von Hans Berger diskutieren. Dabei gehen verschiedenen Fragen nach. Was waren die Hindernisse auf dem Weg zur Entdeckung der EEG? Warum zögerte Berger fünf Jahre, bevor er seine Entdeckung publik machte? Was sah Berger? Wie unterscheidet sich seine Beschreibung von modernen wissenschaftlichen Texten? Zum Abschluss des Seminars wird eine EEG-Ableitung demonstriert, wodurch die Teilnehmer:innen eine Vorstellung bekommen, wie gross die Bergers Leistung zu bewerten.
6.3.2025 - Essen und Trinken in der Literatur - (Anmeldungen möglich ab 6.1.2025 ca. 12 Uhr)
Donnerstag, 6. März 2025, Nachmittag (S7)
Askese und Exzess: Essen und Trinken in der Literatur
Dr. Thomas Söder, Germanist, Saint-Gingolph (CH)
Nahrung hat eine physiologische Funktion und einen psychologischen Effekt. Sie ist damit existentiell für das menschliche Dasein. Essen und Trinken erregt Lust und Leidenschaft, bedeutet Genuss und evoziert Ekel, verknüpft Individuelles und Allgemeines miteinander. Nahrung und Essgewohnheiten spiegeln sich in der Literatur, besonders in Aphorismen, Sprichwörtern, Märchen, Erzählungen und Romanen.
An ausgewählten Beispielen will das Seminar deutlich machen, wie Essen und Trinken in der Literatur einerseits motiviert und andererseits thematisiert sind.
13.3.2025 - Der Weg zur Neuen Musik - (Anmeldungen möglich ab 6.1.2025 ca. 12 Uhr)
Donnerstag, 13. März 2025, Nachmittag (S8)
Der Weg zur Neuen Musik (Wagner, Impressionisten, Futuristen, Stravinsky, 12-Ton-Musik etc.)
Prof. em. Dr. Angelo Garovi, Germanist, Historiker, Musikwissenschaftler und Komponist, Bern
Richard Wagners alterierte Akkorde im Tristan (Tristanakkord), Franz Liszts vorimpressionistische Klavierstücke wie Jeux d’eau führen zu Debussys Impressionismus und zur Auflösung der Tonikalität, zur Emanzipation der Dissonanz, die dann zu Arnold Schönbergs Komposition mit 12 Tönen führt. Stravinsky entfesselte in seinem Sacre du Printemps den Rhythmus, die Futuristen in Italien entdeckten die Geräusche, der russische Komponist Alexander Mosolow imitierte in einer Komposition eine Eisengiesserei und Arthur Honegger die Schnellzugslokomotive Pacific 231 (uraufgeführt 1924). Bela Bartok, Leos Janacek und Alois Haba studierten Volksmelodien und entdeckten die Mikrointervalle: Alle diese Entwicklungen führen zur Neuen Musik.
20.3.2025 - Kleists Anekdoten - (Anmeldungen möglich ab 6.1.2025 ca. 12 Uhr)
Donnerstag, 20. März 2025, Nachmittag (S9)
Kleists Anekdoten – zur Grösse der kleinen Formen
PD Dr. Thomas Nehrlich, Institut für Germanistik, Universität Bern
Heinrich von Kleist ist berühmt als Autor von Dramen (u.a. "Der zerbrochne Krug", "Penthesilea") und Novellen (u.a. "Michael Kohlhaas", "Die Marquise von O...."). Dass er als Herausgeber einer Tageszeitung auch rund 40 unterhaltsame Anekdoten verfasst hat, ist hingegen weniger bekannt. Dabei gehört Kleists Kurzprosa zu den Höhenpunkten der deutschsprachigen Anekdotendichtung.
Diese Gattung wird meist bestimmt als ‚witzige Geschichte für die niederen Stände des Volkes‘, die einen wahren Kern hat und auf eine lehrreiche Pointe hinausläuft. Erkennbar entsprechen Kleists ambivalente, deutungsoffene, teils sperrige Anekdoten einer solchen Definition nicht: Ihre Pointen unterlaufen den moralischen Anspruch; einer wahren Begebenheit sind sie nicht verpflichtet. Trotz ihres geringen Umfangs von zum Teil nur wenigen Zeilen handelt es sich bei Kleists Anekdoten um vielschichtige Mikrotexte, die mit ihren zeitgenössischen Sujets (zum Beispiel aus den napoleonischen Kriegen) einen bemerkenswerten Anspielungsreichtum entfalten und unterschiedliche Deutungen herausfordern. Diese grosse Qualität von Kleists kleinen Texten wollen wir anhand ausgewählter Texte näher bestimmen. Auf diese Weise können wir den Klassiker Kleist in seinen Anekdoten noch einmal neu entdecken.
3.4.2025 - Kurt Marti - (Anmeldungen möglich ab 6.1.2025 ca. 12 Uhr)
Donnerstag, 3. April 2025, Nachmittag (S10)
Kurt Marti auf der Suche nach Jesus
Prof. em. Dr. Matthias Zeindler, Institut für Systematische Theologie, Universität Bern
Kurt Marti, Pfarrer und Schriftsteller, hat zeitlebens die Figur Jesus schreibend umkreist. In Gedichten, Essays und Predigten. Trotz all seiner denkerischen und sprachlichen Versuche blieb er stets ein Suchender. Auf die Frage "Wer ist Jesus Christus für Sie?" antwortete er einmal: "Der bekannteste Unbekannte." Dabei geht es Marti nicht um einen bequemen Agnostizismus, vielmehr nimmt er das christliche Grundbekenntnis ernst, dass Jesus von den Toten auferweckt wurde. Und deshalb, als Lebendiger, uns immer wieder überrascht, aber auch in Frage stellt. Nicht zuletzt bleibt dieser Jesus der unbequemste Kritiker der Kirche. Am Ende aber steht für Marti das Fazit: "Ihm, Jesus, glaube ich Gott."
Nach einem Input zu Kurt Martis Auseinandersetzung mit Jesus sollen im Seminar anhand unterschiedlicher Texte literarische und theologische Aspekte diskutiert und der Frage nachgegangen werden, inwiefern sein Werk Beiträge zu einer zeitgenössischen Spiritualität leistet.
10.4.2025 - Reisen in die DDR Teil 2 - (Anmeldungen möglich ab 6.1.2025 ca. 12 Uhr)
Donnerstag, 10. April 2025, Nachmittag (S11)
Reisen in die DDR Teil 2
Prof. Dr. Oliver Lubrich, Institut für Germanistik, Universität Bern
Zahlreiche internationale Autor'innen konnten die DDR 'mit fremdem Blick' wahrnehmen und beschreiben. Peter Schneider kam aus der Bundesrepublik Deutschland ("Der Mauerspringer"), Emine Sevgi Özdamar aus der Türkei ("Seltsame Sterne starren zur Erde"), Carlos Cerda ("Sterben in Berlin") und Roberto Ampuero ("Hinter der Mauer") aus Chile. Aber es gibt auch Zeugnisse von Politikern wie Willy Brandt und Helmut Kohl oder Musikern wie Bruce Springsteen und Udo Lindenberg ("Sonderzug nach Pankow"). Der Film "Der rote Elvis" (2007) schildert den Fall des Sängers Dean Reed, der aus den USA in die DDR übersiedelte und dort unter ungeklärten Umständen verstarb.
In diesem zweiten Seminar zum Thema "Reisen in die DDR" (ein erstes fand am 28. November 2024 statt) wollen wir verschiedene Text-, Bild- und Tondokumenten diskutieren und uns beispielhaft vor allem mit zwei literarischen Zeugnissen befassen: mit dem Agentenroman "Der Spion, der aus der Kälte kam" ("The Spy Who Came in from the Cold") von John le Carré und dem "Berliner Journal" von Max Frisch.
Eine Teilnahme an diesem zweiten DDR Seminar ist selbstverständlich auch gut möglich, wenn man nicht am ersten DDR Seminar vom November 2024 teilgenommen hat.
24.4.2025 - Tiergerechte Schweinehaltung - (Anmeldungen möglich ab 3.3.2025 ca. 12 Uhr)
Donnerstag, 24. April 2025, Nachmittag (S12)
Tiergerechte Aufzucht im Schweinestall: wie Ferkel auf die Welt kommen
PD Dr. Alexander Grahofer, Vetsuisse, Universität Bern
In diesem interaktiven Seminar "Tiergerechte Aufzucht im Schweinestall: Wie Ferkel auf die Welt kommen" werden die zentralen Aspekte einer tiergerechten Haltung und Aufzucht von Ferkeln beleuchtet. Wir werden mit der Beschreibung des Geburtsprozesses und der speziellen Bedürfnisse von Sauen und Ferkeln in den ersten Lebenswochen beginnen. Dabei werden moderne, tierfreundliche Haltungssysteme vorgestellt, die sowohl das Wohlergehen der Tiere als auch die Effizienz der Aufzucht berücksichtigen. Dazu gehören unter anderem ausreichend Platzangebot, die Möglichkeit zur freien Bewegung und ein optimales Ferkelnest. Zudem werden Massnahmen zur Minimierung von Geburtsstörungen und Erkrankungen in den ersten Lebenstagen erläutert. Abschliessend diskutieren wir, wie diese tierfreundlichen Methoden sowohl die Gesundheit der Tiere verbessern als auch ökonomische Vorteile für die Landwirte bringen können. Das Seminar soll verdeutlichen, dass Tierwohl und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen können.
8.5.2025 - Nonverbale Kommunikation - (Anmeldungen möglich ab 3.3.2025 ca. 12 Uhr)
Donnerstag, 8. Mai 2025, Nachmittag (S13)
Nonverbale Kommunikation und das Interpretieren von emotionalen Signalen
Nils Sommer MSc, Institut für Psychologie, Universität Bern
In diesem Seminar erfahren Sie, wie wir Menschen ohne Worte miteinander kommunizieren – durch Gesten, Blickkontakt, Stimmlage und mehr. Zunächst werden die Grundlagen der nonverbalen Kommunikation anhand von Forschungsergebnissen und alltäglichen Beispielen erklärt. Danach haben Sie die Möglichkeit, in Kleingruppen verschiedene nonverbale Verhaltensweisen auszuprobieren und deren Wirkung zu diskutieren.
Im zweiten Teil liegt der Fokus speziell darauf, wie wir unsere Emotionen nonverbal ausdrücken und wie Sie diese bei anderen Menschen wahrnehmen können. Mit einem psychologischen Testverfahren am Computer können Sie testen, wie gut Sie den emotionalen Ausdruck anderer Menschen interpretieren können.
Zum Abschluss erhalten Sie einen Einblick in die modernen Methoden der Erforschung nonverbaler Kommunikation.